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Literature: Die Verwandlung

  Seite 61: Die Verwandlung



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  Und doch spielte die Schwester so schön. Ihr
Gesicht war zur Seite geneigt, prüfend und traurig folgten ihre Blicke den Notenzeilen. Gregor kroch noch ein Stück vorwärts und hielt den Kopf eng an den Boden, um möglicherweise ihren Blicken begegnen zu können. War er ein Tier, da ihn Musik so ergriff ? Ihm war, als zeige sich ihm der Weg zu der ersehnten unbekannten Nahrung. Er war entschlossen, bis zur Schwester vorzudringen, sie am Rock zu zupfen und ihr dadurch anzudeuten, sie möge doch mit ihrer Violine in sein Zimmer kommen, denn niemand lohnte hier das Spiel so, wie er es lohnen wollte. Er wollte sie nicht mehr aus seinem Zimmer lassen, wenigstens nicht, solange er lebte; seine Schreckgestalt sollte ihm zum erstenmal nützlich werden; an allen Türen seines Zimmers wollte er gleichzeitig sein und den Angreifern entgegenfauchen; die Schwester aber sollte nicht gezwungen, sondern freiwillig bei ihm bleiben; sie sollte neben ihm auf dem Kanapee sitzen, das Ohr zu ihm herunterneigen, und er wollte ihr dann anvertrauen, daß er die feste Absicht gehabt habe, sie auf das Konservatorium zu schicken, und daß er dies, wenn nicht das Unglück dazwischen gekommen wäre, vergangene Weihnachten - Weihnachten war doch wohl schon vorüber? - allen gesagt hätte, ohne sich um irgendwelche Widerreden zu kümmern. Nach dieser Erklärung würde die Schwester in Tränen der Rührung ausbrechen, und Gregor würde sich bis zu ihrer Achsel erheben und ihren Hals küssen, den sie, seitdem sie ins Geschäft ging, frei ohne Band oder Kragen trug.



»Herr Samsa!« rief der mittlere Herr dem Vater zu und zeigte, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, mit dem Zeigefinger auf den langsam sich vorwärtsbewegenden Gregor. Die Violine verstummte, der mittlere Zimmerherr lächelte erst einmal kopfschüttelnd seinen Freunden zu und sah dann wieder auf Gregor hin. Der Vater schien es für nötiger zu halten, statt Gregor zu vertreiben, vorerst die Zimmerherren zu beruhigen, trotzdem diese gar nicht aufgeregt waren und Gregor sie mehr als das Violinspiel zu unterhalten schien. Er eilte zu ihnen und suchte sie mit ausgebreiteten Armen in ihr Zimmer zu drängen und gleichzeitig mit seinem Körper ihnen den Ausblick auf Gregor zu nehmen. Sie wurden nun tatsächlich ein wenig böse, man wußte nicht mehr, ob über das Benehmen des Vaters oder über die ihnen jetzt aufgehende Erkenntnis, ohne es zu wissen, einen solchen Zimmernachbar wie Gregor besessen zu haben.
  Yet Gregor's sister was playing so beautifully. Her face was leant to one side, following the lines of music with a careful and melancholy expression. Gregor crawled a little further forward, keeping his head close to the ground so that he could meet her eyes if the chance came. Was he an animal if music could captivate him so? It seemed to him that he was being shown the way to the unknown nourishment he had been yearning for. He was determined to make his way forward to his sister and tug at her skirt to show her she might come into his room with her violin, as no-one appreciated her playing here as much as he would. He never wanted to let her out of his room, not while he lived, anyway; his shocking appearance should, for once, be of some use to him; he wanted to be at every door of his room at once to hiss and spit at the attackers; his sister should not be forced to stay with him, though, but stay of her own free will; she would sit beside him on the couch with her ear bent down to him while he told her how he had always intended to send her to the conservatory, how he would have told everyone about it last Christmas - had Christmas really come and gone already? - if this misfortune hadn't got in the way, and refuse to let anyone dissuade him from it. On hearing all this, his sister would break out in tears of emotion, and Gregor would climb up to her shoulder and kiss her neck, which, since she had been going out to work, she had kept free without any necklace or collar.

"Mr. Samsa!", shouted the middle gentleman to Gregor's father, pointing, without wasting any more words, with his forefinger at Gregor as he slowly moved forward. The violin went silent, the middle of the three gentlemen first smiled at his two friends, shaking his head, and then looked back at Gregor. His father seemed to think it more important to calm the three gentlemen before driving Gregor out, even though they were not at all upset and seemed to think Gregor was more entertaining that the violin playing had been. He rushed up to them with his arms spread out and attempted to drive them back into their room at the same time as trying to block their view of Gregor with his body. Now they did become a little annoyed, and it was not clear whether it was his father's behaviour that annoyed them or the dawning realisation that they had had a neighbour like Gregor in the next room without knowing it.

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