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Literature: Die Verwandlung

  Seite 13: Die Verwandlung



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  Warum ging denn die Schwester nicht zu den anderen? Sie war wohl erst jetzt aus dem Bett aufgestanden und hatte noch gar nicht angefangen sich anzuziehen. Und warum weinte sie denn? Weil er nicht aufstand und den Prokuristen nicht hereinließ, weil er in Gefahr war, den Posten zu verlieren und weil dann der Chef die Eltern mit den alten Forderungen wieder verfolgen würde? Das waren doch vorläufig wohl unnötige Sorgen. Noch war Gregor hier und dachte nicht im geringsten daran, seine Familie zu verlassen. Augenblicklich lag er wohl da auf dem Teppich, und niemand, der seinen Zustand gekannt hätte, hätte im Ernst von ihm verlangt, daß er den Prokuristen hereinlasse. Aber wegen dieser kleinen Unhöflichkeit, für die sich ja später leicht eine passende Ausrede finden würde, konnte Gregor doch nicht gut sofort weggeschickt werden. Und Gregor schien es, daß es viel vernünftiger wäre, ihn jetzt in Ruhe zu lassen, statt ihn mit Weinen und Zureden zu stören. Aber es war eben die Ungewißheit, welche die anderen bedrängte und ihr Benehmen entschuldigte.

»Herr Samsa«, rief nun der Prokurist mit erhobener Stimme, »was ist denn los? Sie verbarrikadieren sich da in Ihrem Zimmer, antworten bloß mit ja und nein, machen Ihren Eltern schwere, unnötige Sorgen und versäumen - dies nur nebenbei erwähnt - Ihre geschäftliche Pflichten in einer eigentlich unerhörten Weise. Ich spreche hier im Namen Ihrer Eltern und Ihres Chefs und bitte Sie ganz ernsthaft um eine augenblickliche, deutliche Erklärung. Ich staune, ich staune. Ich glaubte Sie als einen ruhigen, vernünftigen Menschen zu kennen, und nun scheinen Sie plötzlich anfangen zu wollen, mit sonderbaren Launen zu paradieren. De Chef deutete mir zwar heute früh eine möglich Erklärung für Ihre Versäumnisse an - sie betraf das Ihnen seit kurzem anvertraute Inkasso - , aber ich legte wahrhaftig fast mein Ehrenwort dafür ein, daß diese Erklärung nicht zutreffen könne. Nun aber sehe ich hier Ihren unbegreiflichen Starrsinn und verliere ganz und gar jede Lust, mich auch nur im geringsten für Sie einzusetzen. Und Ihre Stellung ist durchaus nicht die festeste. Ich hatte ursprünglich die Absicht, Ihnen das alles unter vier Augen zu sagen, aber da Sie mich hier nutzlos meine Zeit versäumen lassen, weiß ich nicht, warum es nicht auch Ihr Herren Eltern erfahren sollen. Ihre Leistungen in der letzten Zeit waren also sehr unbefriedigend; es ist zwar nicht die Jahreszeit, um besondere Geschäfte zu machen, das erkennen wir an; aber eine Jahreszeit, um keine Geschäfte zu machen, gibt es überhaupt nicht, Herr Samsa, darf es nicht geben.«
 

So why did his sister not go and join the others? She had probably only just got up and had not even begun to get dressed. And why was she crying? Was it because he had not got up, and had not let the chief clerk in, because he was in danger of losing his job and if that happened his boss would once more pursue their parents with the same demands as before? There was no need to worry about things like that yet. Gregor was still there and had not the slightest intention of abandoning his family. For the time being he just lay there on the carpet, and no-one who knew the condition he was in would seriously have expected him to let the chief clerk in. It was only a minor discourtesy, and a suitable excuse could easily be found for it later on, it was not something for which Gregor could be sacked on the spot. And it seemed to Gregor much more sensible to leave him now in peace instead of disturbing him with talking at him and crying. But the others didn't know what was happening, they were worried, that would excuse their behaviour.

The chief clerk now raised his voice, "Mr. Samsa", he called to him, "what is wrong? You barricade yourself in your room, give us no more than yes or no for an answer, you are causing serious and unnecessary concern to your parents and you fail - and I mention this just by the way - you fail to carry out your business duties in a way that is quite unheard of. I'm speaking here on behalf of your parents and of your employer, and really must request a clear and immediate explanation. I am astonished, quite astonished. I thought I knew you as a calm and sensible person, and now you suddenly seem to be showing off with peculiar whims. This morning, your employer did suggest a possible reason for your failure to appear, it's true - it had to do with the money that was recently entrusted to you - but I came near to giving him my word of honour that that could not be the right explanation. But now that I see your incomprehensible stubbornness I no longer feel any wish whatsoever to intercede on your behalf. And nor is your position all that secure. I had originally intended to say all this to you in private, but since you cause me to waste my time here for no good reason I don't see why your parents should not also learn of it. Your turnover has been very unsatisfactory of late; I grant you that it's not the time of year to do especially good business, we recognise that; but there simply is no time of year to do no business at all, Mr. Samsa, we cannot allow there to be."


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