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Literature: Die Verwandlung

  Seite 12: Die Verwandlung



deutscher Text English Text
  »Guten Morgen, Herr Samsa«, rief der Prokurist freundlich dazwischen. »Ihm ist nicht wohl«, sagte die Mutter zum Prokuristen, während der Vater noch an der Tür redete, »ihm ist nicht wohl, glauben Sie mir, Herr Prokurist. Wie würde denn Gregor sonst einen Zug versäumen! Der Junge hat ja nichts im Kopf als das Geschäft. Ich ärgere mich schon fast, daß er abends niemals ausgeht; jetzt war er doch acht Tage in der Stadt, aber jeden Abend war er zu Hause. Da sitzt er bei uns am Tisch und liest still die Zeitung oder studiert Fahrpläne. Es ist schon eine Zerstreuung für ihn, wenn er sich mit Laubsägearbeiten beschäftigt. Da hat er zum Beispiel im Laufe von zwei, drei Abenden einen kleinen Rahmen geschnitzt; Sie werden staunen, wie hübsch er ist; er hängt drin im Zimmer; Sie werden ihn gleich sehen, bis Gregor aufmacht. Ich bin übrigens glücklich, daß Sie da sind, Herr Prokurist; wir allein hätten Gregor nicht dazu gebracht, die Tür zu öffnen; er ist so hartnäckig; und bestimmt ist ihm nicht wohl, trotzdem er es am Morgen geleugnet hat.«

»Ich komme gleich«, sagte Gregor langsam und bedächtig und rührte sich nicht, um kein Wort der Gespräche zu verlieren. »Anders, gnädige Frau, kann ich es mir auch nicht erklären«, sagte der Prokurist, »hoffentlich ist es nichts Ernstes. Wenn ich auch andererseits sagen muß, daß wir Geschäftsleute - wie man will, leider oder glücklicherweise - ein leichtes Unwohlsein sehr oft aus geschäftlichen Rücksichten einfach überwinden müssen.« »Also kann der Herr Prokurist schon zu dir hinein?« fragte der ungeduldige Vater und klopfte wiederum an die Tür. »Nein«, sagte Gregor. Im Nebenzimmer links trat eine peinliche Stille ein, im Nebenzimmer rechts begann die Schwester zu schluchzen.
  Then the chief clerk called "Good morning, Mr. Samsa". "He isn't well", said his mother to the chief clerk, while his father continued to speak through the door. "He isn't well, please believe me. Why else would Gregor have missed a train! The lad only ever thinks about the business. It nearly makes me cross the way he never goes out in the evenings; he's been in town for a week now but stayed home every evening. He sits with us in the kitchen and just reads the paper or studies train timetables. His idea of relaxation is working with his fretsaw. He's made a little frame, for instance, it only took him two or three evenings, you'll be amazed how nice it is; it's hanging up in his room; you'll see it as soon as Gregor opens the door. Anyway, I'm glad you're here; we wouldn't have been able to get Gregor to open the door by ourselves; he's so stubborn; and I'm sure he isn't well, he said this morning that he is, but he isn't."

"I'll be there in a moment", said Gregor slowly and thoughtfully, but without moving so that he would not miss any word of the conversation. "Well I can't think of any other way of explaining it, Mrs. Samsa", said the chief clerk, "I hope it's nothing serious. But on the other hand, I must say that if we people in commerce ever become slightly unwell then, fortunately or unfortunately as you like, we simply have to overcome it because of business considerations." "Can the chief clerk come in to see you now then?", asked his father impatiently, knocking at the door again. "No", said Gregor. In the room on his right there followed a painful silence; in the room on his left his sister began to cry.

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