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Einen
ganzen hellen strahlenden Himmel in der
Brust schied Nathanael von dannen. Spalanzanis
Fest war der Gegenstand des Gesprächs
in den folgenden Tagen. Unerachtet der
Professor alles getan hatte, recht splendid
zu erscheinen, so wußten doch die
lustigen Köpfe von allerlei Unschicklichem
und Sonderbarem zu erzählen, das sich
begeben, und vorzüglich fiel man über
die todstarre, stumme Olimpia her, der
man, ihres schönen Äußern
unerachtet, totalen Stumpfsinn andichten
und darin die Ursache finden wollte, warum
Spalanzani sie so lange verborgen gehalten.
Nathanael vernahm das nicht ohne innern
Grimm, indessen schwieg er; denn, dachte
er, würde es wohl verlohnen, diesen
Burschen zu beweisen, daß eben ihr
eigner Stumpfsinn es ist, der sie Olimpias
tiefes herrliches Gemüt zu erkennen
hindert? »Tu mir den Gefallen, Bruder«,
sprach eines Tages Siegmund, »tu
mir den Gefallen und sage, wie es dir gescheuten
Kerl möglich war, dich in das Wachsgesicht,
in die Holzpuppe da drüben zu vergaffen?« Nathanael
wollte zornig auffahren, doch schnell besann
er sich und erwiderte: »Sage du mir
Siegmund, wie deinem, sonst alles Schöne
klar auffassenden Blick, deinem regen Sinn,
Olimpias himmlischer Liebreiz entgehen
konnte? Doch eben deshalb habe ich, Dank
sei es dem Geschick, dich nicht zum Nebenbuhler;
denn sonst müßte einer von uns
blutend fallen. « Siegmund merkte
wohl, wie es mit dem Freunde stand, lenkte
geschickt ein, und fügte, nachdem
er geäußert, daß in der
Liebe niemals über den Gegenstand
zu richten sei, hinzu: »Wunderlich
ist es doch, daß viele von uns über
Olimpia ziemlich gleich urteilen. Sie ist
uns - nimm es nicht übel, Bruder!
- auf seltsame Weise starr und seelenlos
erschienen. Ihr Wuchs ist regelmäßig,
so wie ihr Gesicht, das ist wahr! - Sie
könnte für schön gelten,
wenn ihr Blick nicht so ganz ohne Lebensstrahl,
ich möchte sagen, ohne Sehkraft wäre.
Ihr Schritt ist sonderbar abgemessen, jede
Bewegung scheint durch den Gang eines aufgezogenen
Räderwerks bedingt. Ihr Spiel, ihr
Singen hat den unangenehm richtigen geistlosen
Takt der singenden Maschine und ebenso
ist ihr Tanz. Uns ist diese Olimpia ganz
unheimlich geworden, wir mochten nichts
mit ihr zu schaffen haben, es war uns als
tue sie nur so wie ein lebendiges Wesen
und doch habe es mit ihr eine eigne Bewandtnis.«
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Nathaniel departed with a whole heaven beaming in his heart. The next day Spalanzani's party was the general subject of conversation. Notwithstanding that the professor had made every effort to appear splendid, the wags had all sorts of incongruities and oddities to talk about. They were particularly hard upon the dumb, stiff Olympia whom, in spite of her beautiful exterior, they considered to be completely stupid, and they were delighted to find in her stupidity the reason why Spalanzani had kept her so long concealed. Nathaniel did not hear this without secret anger. Nevertheless he held his peace. 'For,' thought he, 'is it worth while convincing these fellows that it is their own stupidity that prevents their recognizing Olympia 's deep, noble mind?'
One day Sigismund said to him: 'Be kind enough, brother, to tell me how a sensible fellow like you could possibly lose your head over that wax face, over that wooden doll up there?'
Nathaniel was about to fly out in a passion, but he quickly recollected himself and retorted: 'Tell me, Sigismund, how it is that Olympia 's heavenly charms could escape your active and intelligent eyes, which generally perceive things so clearly? But, for that very reason, Heaven be thanked, I have not you for my rival; otherwise, one of us must have fallen a bleeding corpse!'
Sigismund plainly perceived his friend's condition. So he skillfully gave the conversation a turn and, after observing that in love-affairs there was no disputing about the object, added: 'Nevertheless, it is strange that many of us think much the same about Olympia . To us - pray do not take it ill, brother she appears singularly stiff and soulless. Her shape is well proportioned - so is her face - that is true! She might pass for beautiful if her glance were not so utterly without a ray of life - without the power of vision. Her pace is strangely regular, every movement seems to depend on some wound-up clockwork. Her playing and her singing keep the same unpleasantly correct and spiritless time as a musical box, and the same may be said of her dancing. We find your Olympia quite uncanny, and prefer to have nothing to do with her. She seems to act like a living being, and yet has some strange peculiarity of her own.' |