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     LiteratureFairy Tales Wilhelm Hauff: Dwarf Nose

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  Seite 41: Der Zwerg Nase (Dwarf Nose)



deutscher Text
 

So lebte Nase beinahe zwei Jahre in äußerlichem Wohlleben und Ehre, und nur der Gedanke an seine Eltern betrübte ihn; so lebte er, ohne etwas Merkwürdiges zu erfahren, bis sich folgender Vorfall ereignete. Der Zwerg Nase war besonders geschickt und glücklich in seinen Einkäufen. Daher ging er, so oft es ihm die Zeit erlaubte, immer selbst auf den Markt, um Geflügel und Früchte einzukaufen. Eines Morgens ging er auch auf den Gänsemarkt und forschte nach schweren, fetten Gänsen, wie sie der Herr liebte. Er war musternd schon einigemal auf und ab gegangen. Seine Gestalt, weit entfernt, hier Lachen und Spott zu erregen, gebot Ehrfurcht; denn man erkannte ihn als den berühmten Mundkoch des Herzogs, und jede Gänsefrau fühlte sich glücklich, wenn er ihr die Nase zuwandte.

Da sah er ganz am Ende einer Reihe in einer Ecke eine Frau sitzen, die auch Gänse feil hielt, aber nicht wie die übrigen ihre Ware anpries; zu dieser trat er und maß und wog ihre Gänse. Sie waren, wie er sie wünschte, und er kaufte drei samt dem Käfig, lud sie auf seine breiten Schultern und trat den Rückweg an. Da kam es ihm sonderbar vor, dass nur zwei von diesen Gänsen schnatterten und schrien, wie rechte Gänse zu tun pflegen, die dritte aber ganz still und in sich gekehrt dasaß und Seufzer ausstieß und ächzte wie ein Mensch--"Die ist halbkrank", sprach er vor sich hin, "ich muss eilen, dass ich sie umbringe und zurichte." Aber die Gans antwortete ganz deutlich und laut:

 

Vokabular  
  das Wohlleben = good-life
  betrüben = to grieve
  der Vorfall = incident
  Geflügel = poultry
  die Gans = goose
  Ehrfurcht gebieten = to impose respect
  feilhalten = to put to sale
  der Käfig = cage
  der Rückweg = way back home
  schnattern = to chatter
  der Seufzer = sigh

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