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Literature: Goethe - Das Märchen

  Seite 51: J. W. von Goethe: Das Märchen



deutscher Text English text
 

Liebe Lilie! rief er, als ihr die silbernen Treppen hinauf entgegeneilte; denn sie hatte von der Zinne des Altars seiner Reise zugesehn: liebe Lilie! was kann der Mann, ausgestattet mit allem, sich Köstlichers wünschen als die Unschuld und die stille Neigung, die mir dein Busen entgegenbringt? O! mein Freund, fuhr er fort, indem er sich zu der Alten wendete und die drei heiligen Bildsäulen ansah, herrlich und sicher ist das reich unserer Väter, aber du hast die vierte Kraft vergessen, die noch füher, allgemeiner, gewisser die Welt beherrscht, die Kraft der Liebe. Mit diesen Worten fiel er dem schönen Mädchen um den Hals; sie hatte den Schleier weggeworfen und ihre Wangen färbten sich mit der schönsten unvergänglichen Röte.
Hierauf sagte der Alte lächelnd: Die Liebe herrscht nicht, aber sie bildet, und das ist mehr.

 

"Dear Lily!" he exclaimed, as he hastened to ascend the silver stairs, for she had observed his progress from the altar where she stood, "dear Lily, what can man desire more blessed than the innocence and the sweet affection which your love brings me? O my friend!" he continued, turning to the old man, and pointing to the three sacred statues, "secure and glorious is the kingdom of our fathers; but you have forgotten to enumerate that fourth power, which exercises an earlier, more universal, and certain rule over the world, - the power of love."
With these words he flung his arms round the neck of the beautiful maiden: she had cast aside her veil, and her cheeks were tinged with a blush of the sweetest and most inexpressible beauty.
The old man now observed, with a smile, "Love does not rule, but controls; and that is better."


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