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Literature: Goethe - Das Märchen

  Seite 32: J. W. von Goethe: Das Märchen



deutscher Text English text
 

Mit Gefälligkeit hatte indes die schöne Lilie den wunderbaren Mops betrachtet. Sie beugte sich, berührte ihn und in dem Augenblick sprang er auf. Munter sah er sich um, lief hin und wider und eilte zuletzt seine Wohltäterin auf das freundlichste zu begrüßen. Sie nahm ihn auf die Arme und drückte ihn an sich. So kalt du bist, rief sie aus, und obgleich nur ein halbes Leben in dir wirkt, bist du mir doch willkommen; zärtlich will ich dich lieben, artig mit dir scherzen, freundlich dich streicheln, und fest dich an mein Herz drücken. Sie ließ ihn darauf los, jagte ihn von sich, rief ihn wieder, scherzte so artig mit ihm und trieb sich so munter und unschuldig mit ihm in dem Grase herum, daß man mit neuem Entzücken ihre Freude betrachten und teil daran nehmen mußte, so wie kurz vorher ihre Trauerndes Herz zum Mitleid gestimmt hatte.
Diese Heiterkeit, diese anmutigen Scherze wurden durch die Ankunft des traurigen Jünglings unterbrochen. Er trat herein, wie wir ihn schon kennen, nur schien die Hitze des Tages ihn noch mehr abgemartert zu haben, und in der Gegenwart der Geliebten ward er mit jedem Augenblicke blässer. Er trug den Habicht auf seiner Hand, der wie eine Taube ruhig saß und die Flügel hängen ließ.

 

The beautiful Lily had, in the meantime, surveyed the marvellous Mops with a look of pleasure. She leaned over him, and touched him. He instantly leaped up, looked round joyously, bounded with delight, hastened to his benefactress, and caressed her tenderly. She took him in her arms, and pressed him to her bosom. "Cold though thou art," she said, "and endued with only half a life, yet art thou welcome to me. I will love thee fondly, play with thee sportively, kiss thee softly, and press thee to my heart." She let him go a little from her, called him back, chased him away again, and played with him so joyously and innocently, that no one could help sympathising in her delight and taking part in her pleasure, as they had before shared her sorrow and her woe.
But this happiness and this pleasant pastime were interrupted by the arrival of the melancholy youth. His walk and appearance were as we have before described; but he seemed overcome by the heat of the day, and the presence of his beloved had rendered him perceptibly paler. He bore the hawk upon his wrist, where it sat with drooping wing as tranquil as a dove.


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