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Literature: Goethe - Das Märchen

  Seite 4: J. W. von Goethe: Das Märchen



deutscher Text English text
 

Kaum waren sie verschlungen, so fühlte sie mit der angenehmsten Empfindung das Gold in ihren Eingeweiden schmelzen und sich durch ihren ganzen Körper ausbreiten, und zur größten Freude bemerkte sie, daß sie durchsichtig und leuchtend geworden war. Lange hatte man ihr schon versichert, daß diese Erscheinung möglich sei; weil sie aber zweifelhaft war, ob dieses Licht lange dauern könne, so trieb sie die Neugierde und der Wunsch, sich für die Zukunft sicherzustellen, aus dem Felsen heraus, um zu untersuchen, wer das schöne Geld hereingestreut haben könnte. Sie fand niemanden. Desto angenehmer war es ihr, sich selbst, da sie zwischen Kräutern und Gesträuchen hinkroch, und ihr anmutiges Licht, das sie durch das frische Grün verbreitete, zu bewundern. Alle Blätter schienen von Smaragd, alle Blumen auf das herrlichste verklärt. Vergebens durchstrich sie die einsame Wildnis; desto mehr aber wuchs ihre Hoffnung, als sie auf die Fläche kam und von weitem einen Glanz, der dem ihrigen ähnlich war, erblickte. Find' ich doch endlich meinesgleichen! rief sie aus und eilte nach der Gegend zu. Sie achtete nicht die Beschwerlichkeit durch Sumpf und Rohr zu kriechen; denn ob sie gleich auf trockenen Bergwiesen, in hohen Felsritzen am liebsten lebte, gewürzhafte Kräuter gerne genoß und mit zartem Tau und frischem Quellwasser ihren Durst gewöhnlich stillte, so hätte sie doch des lieben Goldes willen und in Hoffnung des herrlichen Lichtes alles unternommen, was man ihr auferlegte.

 

The Dragon immediately felt overpowered with the most delightful sensations, and perceived with joy that she became suddenly shining and transparent. She had been long aware that this change was possible; but, entertaining some doubt whether the brilliance would continue, she felt impelled by curiosity to leave her dwelling, and ascertain, if possible, to whom she was indebted for the beautiful gold. She found no one; but she became lost in admiration of herself, and of the brilliant light which illumined her path through the thick underwood, and shed its rays over the surrounding green. The leaves of the trees glittered like emeralds, and the flowers shone with glorious hues. In vain did she penetrate the solitary wilderness; but hope dawned when she reached the plains, and observed at a distance a light resembling her own.

"Have I at last discovered my fellow?" she exclaimed, and hastened to the spot.

She found no obstacle from bog or morass; for though the dry meadow and the high rock were her dearest habitations, and though she loved to feed upon the spicy root, and to quench her thirst with the crystal dew, and with fresh water from the spring, yet, for the sake of her beloved gold and of her glorious light, she was willing to encounter every privation.


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