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Einige
Zeit später hörte sie, wie sich
ihr jemand näherte. Obwohl, hören
ist nicht das richtige Wort; vielmehr spürte
sie es, denn es waren keine Geräusche
zu hören, ausser dem Rauschen der Wellen
und des Windes. Dann legte sich sanft eine
kühle Hand auf Veras Schultern und
eine tiefe, schöne Frauenstimme sagte
zu ihr:"lst dir nicht kalt? Komm, ich
glaube, du solltest hineingehen und dich
aufwärmen." Da gelang es Vera,
sich vom Meer abzuwenden, und sie drehte
den Kopf, um zu sehen, wer zu ihr gekommen
war. Die Hand gehörte einer jungen
Frau, mit unglaublich langem, wallendem
Haar, das so tiefschwarz war, dass es bläulich
schimmerte. Die Frau war nicht gross, nur
ein klein wenig grösser als Vera selbst,
und sie trug ein einfaches weisses Gewand,
das im Wind flatterte. Sie war barfuss,
und ausser des weissen Stoffes trug sie
nur eine Halskette und einige goldene Armreifen.
Aber was Vera am meisten wunderte, waren
ihre Augen. Diese Augen waren von einem
tiefen Blaugrün, das Vera sonst nur
an ganz besonderen Tagen im Meer gesehen
hatte und welches sie schon vergeblich zu
malen versucht hatte.
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Aber ihre Farbstifte wollten einfach nie den richtigen Farbton hervorkommen lassen. Vera sah in die Augen der Fremden, und einen Moment lang hatten diese dieselbe Wirkung auf sie, wie es vorhin das Meer gehabt hatte.
Doch dann lächelte die Frau warm, und Vera lächelte automatisch zurück. Und damit war der Bann irgendwie gebrochen.
"Wer bist du?", fragte Vera verwundert. Sie kannte alle Leute aus ihrem Dorf, aber diese junge Frau hatte sie noch nie gesehen. "Und woher kommst du?"
"Mein Name ist Deianira. Und wie heisst du?", antwortete die junge Frau ruhig. Nun drehte sich Vera gänzlich um, so dass sie der Frau gegenüber sass. "Ich bin Vera, ich wohne hier", sagte sie mit einem breiten Grinsen. Vera war stolz auf ihr Zuhause, für sie war es der schönste Ort der Welt. ,"Was tust du hier? Es wird bald Nacht. Willst du nicht lieber ins Dorf gehen?" |