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Literature: Der Sandmann.

  Seite 11: Der Sandmann.



deutscher Text English text
 

Das hatte er bemerkt und nun war es seine Freude, irgend ein Stückchen Kuchen, oder eine süße Frucht, die uns die gute Mutter heimlich auf den Teller gelegt, unter diesem, oder jenem Vorwande zu berühren, daß wir, helle Tränen in den Augen, die Näscherei, der wir uns erfreuen sollten, nicht mehr genießen mochten vor Ekel und Abscheu. Ebenso machte er es, wenn uns an Feiertagen der Vater ein klein Gläschen süßen Weins eingeschenkt hatte. Dann fuhr er schnell mit der Faust herüber, oder brachte wohl gar das Glas an die blauen Lippen und lachte recht teuflisch, wenn wir unsern Ärger nur leise schluchzend äußern durften. Er pflegte uns nur immer die kleinen Bestien zu nennen; wir durften, war er zugegen, keinen Laut von uns geben und verwünschten den häßlichen, feindlichen Mann, der uns recht mit Bedacht und Absicht auch die kleinste Freude verdarb. Die Mutter schien ebenso, wie wir, den widerwärtigen Coppelius zu hassen; denn so wie er sich zeigte, war ihr Frohsinn, ihr heiteres unbefangenes Wesen umgewandelt in traurigen, düstern Ernst. Der Vater betrug sich gegen ihn, als sei er ein höheres Wesen, dessen Unarten man dulden und das man auf jede Weise bei guter Laune erhalten müsse. Er durfte nur leise andeuten und Lieblingsgerichte wurden gekocht und seltene Weine kredenzt.

 

This he had noticed, and it was his delight, under some pretext or other, to touch a piece of cake or some nice fruit, that our kind mother might quietly have put on our plates, just for the pleasure of seeing us turn away with tears in our eyes, in disgust and abhorrence, no longer able to enjoy the treat intended for us. He acted in the same manner on holidays, when my father gave us a little glass of sweet wine. Then would he swiftly put his hand over it, or perhaps even raise the glass to his blue lips, laughing most devilishly, and we could only express our indignation by silent sobs. He always called us the little beasts; we dared not utter a sound when he was present, end we heartily cursed the ugly, unkind man who deliberately marred our slightest pleasures. My mother seemed to hate the repulsive Coppelius as much as we did, since as soon as he showed himself her liveliness, her open and cheerful nature, were changed for a gloomy solemnity. My father behaved towards him as though he were a superior being, whose bad manners were to be tolerated and who was to be kept in good humor at any cost. He need only give the slightest hint, and favorite dishes were cooked, the choicest wines served.


Vokabular  
 

heimlich = secretly

 

unter dem Vorwand = with the pretext

 

die Näscherei (Nascherei) = sweets

 

Ekel und Abscheu = disgust

 

der Ärger = trouble

 

leise schluchzend = silently crying

 

die Bestie = beast

  widerwärtig = repulsive
 

betragen = to behave

 

die Unart = bad habit

 

dulden = to stand something

 

kredenzen = to offer

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